Zwischen Himmel und Erde: Mit dem Hund auf der Schatzerhütte
Bergwandern kann auch bei schlechtem Wetter ganz wunderbar sein. Zugegeben, der Dauerregen kann einem ganz schön die Laune vermiesen, aber wolkenverhangene Bergspitzen, dicke Nebelschwaden – die an die schottischen Highlands erinnern – und angenehm kühle Temperaturen haben ebenfalls ihren besonderen Reiz. Und wenn nach dem rauen Wetter die Sonne hervorblitzt und der Wind die Sicht auf die umliegenden Bergketten freilegt, dann weißt Du warum sich das tagelange Warten doch noch gelohnt hat: Das Glücksgefühl das sich beim Anblick dieser Landschaft in Dir breit macht ist einfach unbezahlbar. Dann heißt es Kamera zücken und diese wunderbaren Momente für immer festhalten.
Tequila macht den Aufstieg schöner
So sah zumindest mein Wanderurlaub Mitte August in Südtirol aus. Mit Mann und Kind Hund habe ich eine sehr durchwachsene und dennoch wunderbare Woche verbracht. Nach drei Tagen Regenwetter haben wir uns am vierten Morgen, mit der Sonne im Rücken, endlich auf den Weg gemacht. Tequila hat uns begleitet.
Die schüchterne Pointer-Hündin und Bewohnerin des benachbarten Hotels hat uns beim Aufstieg zur Rossalm begleitet. Los ging es am Parkplatz der Brixner Skihütte. Bis zur Mitte der Strecke hat sie uns aus der Ferne verfolgt und wie schon die Tage zuvor Paulchen zum Spielen animiert. Es scheint so, als ob ihn die schlaue Nachbarin richtig ins Herz geschlossen hätte; selbst der nahe gelegene Weidezaun konnte sie nicht aufhalten. Durch Beobachten und Ausprobieren hat sie – schwuppdiwupp – das Gatter aufgestoßen und ist schnell durch den Spalt hindurchgeflitzt.
Zwischen Fliegenpilzen und Glockenblumen: Schafe weisen uns den Weg
Sie blieb jedoch nur während des Aufstiegs entlang der Skipiste bei uns; als wir westwärts den Waldstieg Richtung Höhenwanderweg eingeschlagen haben, war die Pointerin schon wieder weg und eine kleine Gruppe von Schafen hat uns begrüßt. Immer auf der Markierung 17 sind wir ihnen zwischen Fliegenpilzen und Glockenblumen gefolgt. Nach einer Weile lichtet sich der Wald und man hat, sofern keine Wolken den Blick verschleiern, einen wunderbaren Ausblick auf das Bergpanorama. Festgezimmerte Holzliegestühle (einige sogar mit Drehfunktion!!) laden zum genießen und entspannen ein.
Auch der Hund kam nicht zu kurz: er konnte seiner Wasserleidenschaft frönen und alle paar Meter in einem Holzzuber oder kleinem Weiher das kühle Nass genießen. Insgesamt muss ich gestehen, dass wir Glück hatten. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei strahlendem Sonnenschein diese Wanderstrecke nicht ganz so ruhig und beschaulich ist wie wir sie vorgefunden haben. Das durchwachsene Wetter hat uns eine erholsame Wanderung für Augen und Ohren beschert. Paul konnte frei und ausgelassen laufen und wir mussten uns keinerlei Sorgen machen, dass er jemandem in die Quere kommen könnte.
Auch im August solltest Du das Wetter nicht unterschätzen
Wann wir genau morgens aufgebrochen sind, weiß ich nicht mehr genau. Es dürfte so acht, halb neun gewesen sein. Kurz vor elf haben wir die Rossalm erreicht und uns eine Flädlesuppe (auch Frittatensuppe genannt), Kaiserschmarrn und ein Glas Buttermilch gegönnt. Da wir schon vor der Mittagszeit oben waren, konnten wir die schöne und stille Umgebung ganz für uns genießen. Mit Eintreffen der ersten Mittagsgäste haben wir gestärkt die Alm Richtung Osten verlassen.
Weil die Sonne früh morgens so schön geschienen hat, habe ich die Temperaturen am Berg leider ziemlich unterschätzt. Ein kurzärmeliges Hemd und eine Fleece-Weste sind Mitte August, auf circa 2.200 Metern Höhe und nur mäßigem Wetter keine ausgesprochen gute Idee. Der Rain-Cut – eine Art Regenplane in Pullover-Form – hat die Kälte etwas abgehalten; zumindest während des Laufens. Spätestens auf dem Weg nach unten –Richtung Schatzeralm – wäre das Ding ohnehin zum Einsatz gekommen.
Relativ bald, nach dem wir uns auf dem Steig 17A gen Osten begeben hatten, fing es an zu tropfen. Als wir nach etwa einer Stunde am steilsten Punkt unserer Wanderung ankamen waren wir bereits gut angefeuchtet, um nicht zu sagen ziemlich nass. Die steilen und schmalen Wege auf Pfad vier hatten mir, wegen Pauls Angst vor unsicheren Untergründen, einige Sorgen bereitet; jedoch waren diese völlig unbegründet. Das Klettertierchen meisterte selbst die nassesten und steilsten Stellen ohne Probleme, und sah sich – eher meinetwegen beunruhigt – immer wieder mit sorgenvoller Miene nach mir um.
Die Schatzerhütte: Der Himmel auf Erden
Unsere zweite Rast haben wir auf der Schatzerhütte eingelegt, bevor es auf Weg acht, im Stechschritt und unter strömendem Regen, zurück an den Ausgangspunkt ging. Eines sei gesagt: egal ob Sonne, Regen oder Schnee, die Schatzeralm lohnt immer! Der Ausblick, das Ambiente, die Menschen – dort passt einfach alles! Deshalb haben wir uns am nächsten Tag gleich wieder dahin aufgemacht um die Schönheit, auch bei gutem Wetter, auf uns wirken zu lassen.
Die Schatzerhütte liegt am Südhang des Gablers, 2004 Meter über dem Meeresspiegel. Eingebettet in die phantastische Kulisse der Aferer Geisler und des Peitler Kofels, dem nordwestlichsten Berg der Dolomiten, bietet die urige Schutzhütte jedem Gast eine gemütliche Einkehr. Obwohl wir aufgrund des starken Regens innerhalb der Gastraumes keinen Platz mehr bekommen haben, konnten wir – mein Verlobter, Paul und ich – es uns mit ein paar warmen Decken – frisch vom Kachelofen – und heißem Cappuccino, im Außenbereich unter dem Vordach bequem machen.
Sowohl der Gastgeber als auch die Gäste sind unheimlich nett und geben zu allem Auskunft was man wissen möchte; das liegt wahrscheinlich an der Ruhe die man dort aufnehmen kann und dann automatisch ausstrahlt. Ein Grund könnte sein, dass man den ganzen Alltagsballast den man sonst so mit sich herumschleppt einfach mal über Bord Berg werfen kann. Denn auf die Schatzerhütte kommt man weder mit Auto noch anderen Verkehrsmitteln. Es wird gewandert! Handy & Co. kann man auch getrost ausschalten, denn das (fehlende) Netz sorgt bereits dafür, dass diese kleinen elektronischen Stressoren da oben im Paradies nicht zu gebrauchen sind. Eine anfangs ungewöhnliche, aber durchaus angenehme Abwechslung.
Wenn Du also auf urigen Schutzhüttencharme stehst, Dich gerne auf das wesentliche konzentrierst, kein Bad oder Toilette auf dem Zimmer brauchst und kulinarisches Beisammensein am Kachelofen oder der Sonnenterrasse zu schätzen weißt, dann bist Du auf der Schatzerhütte genau richtig – und findest dort den Himmel auf Erden!
Pingback: Liebster Award | The Doggy Blog()