Nur wer motiviert ist bringt auch Leistung bei der Arbeit. Beim Menschen heißt es in vielen Fällen: ohne Moos nix los! Bei Hunden verhält es sich ähnlich. Die wollen zwar kein Geld, aber wer es nicht schafft mit der passenden Belohnung seinen Hund zu motivieren hat schon verloren.
Verstehet mich bitte richtig: so mancher Spezl in der Hundewelt glaubt eine Belohnung sei ein perfider Bestechungsversuch bei dem der Halter seinen Hund mit Futter manipuliert. Lediglich Durchsetzungsvermögen (also Zwang) und Grenzen setzen (Verhalten hemmen durch Bestrafung) seinen artgerechte Erziehungsmethoden. Falsch! „Hund motivieren“ geht auch ohne Leckerli! Zum einen hat Belohnung nicht zwangsläufig etwas mit Futter zu tun und zum anderen ist es mehrfach erwiesen, dass mit Motivation das Lernen wesentlich leichter von der Hand -pardon – von der Pfote geht. Motivation ist das Herzstück für gelingendes Lernen, während Stress die Lernbereitschaft und Lernerfolge nicht nur mindern sondern sogar vollständig hemmen kann.
Was ist Motivation?
Motivation zu definieren ist ein schwieriges Unterfangen. Die Bezeichnung Motivation ist auf das lateinische Verb movere zurückzuführen und bedeutet so viel wie bewegen. Motivation lässt sich demzufolge mit dem Wort Antrieb übersetzen, denn sie ist die Bereitschaft ein bestimmtes Ziel durch Handlung oder Verhalten zu erreichen. Die Beweggründe die hinter dieser Handlungs- oder Verhaltensbereitschaft stecken heißen Motive und sind von Hund zu Hund individuell verschieden.
Intrinsische und extrinsische Motivation
Unterschieden wird zwischen innerer (intrinsischer) und äußerer (extrinsischer) Motivation. Intrinsische Motivation ist der Anreiz der in der Handlung beziehungsweise in dem Verhalten selbst liegt. Bei meinem Labrador Paul wäre das beispielsweise das Apportieren von Gegenständen. Paul macht es einfach weil es ihm Spaß macht. Ein zusätzlicher externer Anreiz, wie einem Stück Käse, ist nicht notwendig. Soll er aber bei Fuß laufen oder Platz aus der Bewegung machen, dann braucht Paul einen Grund der außerhalb von ihm selbst liegt, beispielsweise ein Stück Käse oder eine Beißwurst mit der er zerren und spielen kann.
Extrinsisch motivierte Handlungen werden wie wir jetzt wissen nicht um ihrer selbst Willen ausgeübt, sondern um eine Belohnung zu erhalten oder um einer Strafe zu entgehen.
Exkurs:
In diesem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass ich den systematischen Einsatz von Meidemotivation ausdrücklich ablehne. Warum? Ich möchte nicht dass Paul das Training mit mir als unangenehme Pflicht empfindet. Ich wünsche mir, dass er mit Spaß an die Aufgaben geht die ich ihm stelle und gerne mit mir zusammen arbeitet. So wie ich es verabscheue unter Zwang zu arbeiten, so möchte ich das natürlich auch meinem Hund nicht zumuten. Ich möchte mit der Anwendung von Zwang und Strafe die gute Beziehung zu meinem Hund nicht aufs Spiel setzen.
Damit Training gut gelingt sollten Hundehalter möglichst versuchen die Neugierde und das Interesse Ihres Hundes, also die intrinsische Motivation, hoch zu halten. Unsere Ziele sollen seine Ziele werden. Diese Aufgabenstellung zu erfüllen ist nicht ganz einfach, da es genauer Beobachtung und sehr guter Kenntnis des eigenen Hundes bedarf um den Auslöser zu finden der Hunde dazu bringt mit intrinsischer Motivation zu arbeiten. Wie mache ich das? Mit einem ausgewählten und durchdachten Belohnungssystem kann ich versuchen extrinsische Motivation in intrinsische umzuwandeln.
Was ist Belohnung?
Dafür muss ich wissen was eine gute und passende Belohnung ausmacht. Landläufig ist Belohnung eine Art Zuwendung die der Empfänger für eine bestimmte Leistung oder Handlung bekommt. Belohnung hat Auswirkungen auf den Lernvorgang. In der Lernpsychologie handelt es sich bei der Belohnung um einen Reiz der den Antrieb liefert eine bestimmte Handlung oder Verhalten zu wiederholen. Im Hundetraining sollte sich demnach die Belohnung so am Bedürfnis des Hundes ausrichten, dass diese als Verstärker für ein Erwünschtes Verhalten dient, indem sie diesem unmittelbar vorausgeht.
Merke:
Primäre Verstärker sind Dinge oder Vorgänge, für die Tiere bereit sind, zu „arbeiten“. Beispiele sind Nahrung, Spielzeug, Beute, u.ä.; Sie eignen sich nicht immer gut zum Konditionieren, weil sie meist nicht zeitlich präzise angeboten werden können.
Sekundäre Verstärker sind Reize, die einen primären Verstärker ankündigen und durch klassische Konditionierung verknüpft werden, z.B. Marker oder Lob (die operante Konditionierung erfolgt dann mittels Verknüpfung von sekundärem Verstärker und erwünschter Handlung).
Welche Belohnung passt wann?
Belohnung muss vielfältig sein und sich an den aktuellen Bedürfnissen des Hunden orientieren. Ein Hund der so viel Impulskontrolle aufgewendet hat und brav vor dem Tiergehege gewartet hat, wird lieber mit anschließendem Schnüffeln am Objekt der Begierde belohnt statt mit einem Stück Fleischwurst. Wenn ich aber meinen Paul dazu gebracht habe das Pausenbrot vom Nachbarskind im Gebüsch liegen zu lassen, kann ich sein Bedürfnis nach Essen befriedigen wenn ich ihm ein Stück Käse auf den Weg werfe, nachdem ich das erwünschte Verhalten mit meinem Markersignal eingefangen habe.
Merke:
Die Motivation unserer Hunde verändert sich ständig. Sie ist diejenige Verhaltensbereitschaft die den Hund in der aktuellen Situation zum gezeigten Verhalten bewegt. Nur durch individuelle, an die Situation angepasste Belohnung haben wir die Chance unsere Hunde dazu zu bringen mit intrinsischer Motivation zu arbeiten. Dies geschieht oft durch selbstbelohnendes Verhalten.
Zum besseren Verständnis gibt es zum Schluss noch zwei praktische Beispiele für ein individuell ausgerichtetes Belohnungssystem:
Beispiel 1: Wenn Paul bei der Begrüßung von Menschen niemanden angesprungen hat, darf er (nur bei ausgewählten Personen) zur Belohnung „Gesicht schlecken“. Begründung: Dem stürmischen Paul ist es ein ganz arges Bedürfnis bei Begegnungen Menschen das Gesicht abzulecken. Um sein Ziel zu erreichen springt er so lange an ihnen hoch bis ihm sein Wunsch gelingt. Hochspringen an Menschen ist jedoch ein Verhalten das nicht erwünscht ist. Durch punktgenaues Training hat Paul gelernt, dass er besser und schneller an sein Ziel kommt wenn er bei Menschenbegegnungen alle vier Pfoten auf dem Boden hält. Das erwünschte Begrüßungsverhalten hat sich mittlerweile, durch stetige Wiederholung und positive Verstärkung, zu intrinsisch motiviertem Verhalten umgewandelt.
Beispiel 2: (Mäuse)buddeln macht Spaß, ist vom Hundehalter aber nicht immer erwünscht. Hundehalter mit buddelnden Hunden sollten nicht verzagen sondern sich darüber freuen, denn selbstbelohnendes Verhalten welches in die gewünschten Bahnen gelenkt wird ist die beste intrinsische Motivation. Begründung: Was gibt es besseres für einen Mäusejagenden Hund als gemeinsam mit Herrchen und Frauchen auf Beutefang zu gehen. Dazu muss Hund die Mäuselöcher aber vorher anzeigen; beispielsweise durch Ablegen oder Bellen. Als Belohnung gibt es dann die Freigabe zum Buddeln. Perfekt!
Titelbild: http://canistecture.blogspot.de
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