Ein Schiffsjunge kommt in Fahrt

Moin,

hier ist wieder Euer @Nord_Seehund auch Kuddel genannt.

Wie versprochen, berichte ich Euch auch weiterhin von meiner Ausbildung zum Seehund.
Nachdem ich mich an das Leben im Hafen und auf dem Wasser gewöhnt und unser Boot ausgiebig erkundet habe, konnte es losgehen! Leinen los und volle Fahrt voraus! Um mich nicht zu überfordern, haben wir erstmal nur einen kurzen Schlag geplant. Nein, wir haben niemand verhauen … wir sind nur ein kleines Stück mit dem Boot gefahren.

 

Das war ganz schön beängstigend. Die ersten Minuten habe ich meinen Kopf unter Frauchens Arm vergraben und abgewartet was alles unheimliches auf mich zukommt. Als ich merkte, dass nicht mehr als Schaukeln und Motorgeräusche passiert, wurde ich entspannter. Genau in diesem Moment hagelte es Leckerchen vom Feinsten und Bootfahrten war ganz schnell gar nicht mehr so beängstigend & unheimlich! Echt cool hier. Wuff.

 

Als die Motorgeräusche plötzlich verstummten zog Herrchen an ein paar wunderschön langen Tüddelbändern, und riesengrosse Tücher stiegen gen Himmel auf. Es wurden die Segel gesetzt. Das Klackern der Winsch (eine Seilwinde) gefiel mir dabei so gar nicht. Und auch, wenn Frauchen mir immer wieder gesagt hat, dass das ok ist und nichts schlimmes passiert fand ich es total gruselig. Frauchen verschwand dann mit mir erst mal unter Deck, damit ich nicht zu doll gestresst werde. Als die Segel dann standen und Herrchen langsam zur Ruhe kam, wollte ich sofort wieder nach oben um die Sache „Segeln“ wieder näher zu beschnüffeln. Schon wenige Minuten später an Deck begann mir das ganze so langsam Spaß zu machen: Ich spürte den Wind in meinem Fell und die Wellen glitzerten und platschten lustig am Rumpf der Beberich, unserem Boot hin & her.

 

Besonders spannend dabei ist, dass so ein Segelboot nicht gerade auf dem Wasser liegt, sondern ordentlich Lage schiebt, wie wir Seehunde sagen. Das heißt, das es voll schräg ist und man ganz schön balancieren muss um nicht auf der einen Seite runterzurutschen. Ich war ja noch nicht so geübt und kam mächtig ins wanken, aber schnell hatte ich den Dreh raus und wusste wo und wie ich mich an Deck bewegen kann. Natürlich gab ich vor für diesen Lerneffekt besonders viele Leckerchen zu benötigen, man muss ja sehen wo man als Hund bleibt. Unter Deck sah das gegenüber dem Deck etwas anders aus, da hat die Beberich lackierten Holzboden und meine Technik vom Deck nutze rein gar nichts! Ich rutschte durch die Gegend wie ein nasser Sack und meine Krallen zogen, zum Leidwesen von Herrchen, tiefe Kratzer in den Boden ohne das ich Halt gefunden hätte. Also war ich vorerst lieber an Deck, das war eh viel spannender – zumal ich entdeckte, das Wellenhüten genau meinem Naturell entspricht. Irgendwer muss ja dafür sorgen, das die Wellen in Reih und Glied am Rumpf vom Bug zum Heck wandern. Ansonsten entsteht ja völliges Chaos, und das will ja nun wirklich keiner. Auch Frau- und Herrchen nicht.

 

Am Ende unserer dann doch sehr kurzen zwei Stunden auf dem Meer, beim Anlegen (so heißt das Einparken bei Booten) hab ich mich intuitiv unter den Baum gelegt und dafür großes Lob bekommen. Nicht, das ich vorher gewusst habe, dass sich ein Baum nicht nur senkrecht in den Himmel strecken kann sondern auch horizontal über einen schwebt & irgendwas mit dem Großsegel zu tun hat. Irgendwie saß ich aber genau richtig und hatte Herrchen und Frauchen dazu noch perfekt im Blick. Praktischerweise war ich da eben auch niemandem im Weg, und so waren meine Menschen mächtig stolz auf mich und sagten, dass ich das ganz toll gemacht habe. Die Beiden hatten mit viel mehr Angst und Problemen beim Segeln gerechnet und so gab es nach dem etwas waghalsigem Übersetzen zusammen mit Frauchen über den Bugkorb zur Belohnung einen ausgiebigen Landgang mit wilden Spielen und vielen Lobhudeleien.
Bis zum nächsten Segeltörn, der ganze drei Tage dauern sollte, konnte ich es kaum abwarten, aber davon berichte ich euch das nächste Mal ausführlich. So ein Seehund hat ja auch nur vier Pfoten. Bis dahin wünsche ich allen zwei- und vierbeinigen Seebären, aber auch den Landratten „Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und festes Teakholz unter den Pfoten!“

 

Ahoi, euer Kuddel.

 

Genaueres zu Kuddels Segelboot findet Ihr in Herrchens Logbuch.
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  • Kuddel

    Hallo Kathy,

    dankeschön! Ja, das Leben ist doch ein einziges Abenteuer – nicht wahr? Keine Sorge, ich berichte bald mehr von meinen Seereisen!

    Fähre fahren ist total spannend, aber einfacher, weil das nicht so schief ist. Habt ihr denn eine weite Überfahrt mit der Fähre? Auf manchen Fähren dürfen Hunde aussteigen, bei anderen nicht… aber ich bin sicher du hast schon alles ausgekundschaftet! Besonders spannend sind auf Fährfahrten Pferdeanhänger und Kuh- oder Schweinetransporter (die können aber auch mal gruselig wirken).

    Viel Spaß für Chili & dich – ich wünsche Euch immer ne handbreit Wasser unterm Kiel!
    Euer Kuddel

  • http://www.hof-love.blogspot.com Kathy

    Lieber Kuddel,
    das klingt nach einem megaspannendem Abenteuer! :-) Aber das hast du ja wirklich super gemeistert. Und da bin ich aufgeregt, weil ich mit meiner kleinen Chili bald auf einer großen Fähre fahren will – vorher lass ich sie mal deinen Bericht lesen, dann wird das mit Sicherheit ein Klacks. ^^
    Liebe Grüße, kathy