Ängste überwinden – warum ich wieder Fahrrad fahre

Ich habe Angst. Sehr viel Angst sogar. Ich würde sogar sagen, Ängstlichkeit ist eine meiner prägenden Charaktereigenschaften geworden. Leider. Früher war ich unbeschwerter. Aber mit zunehmendem Alter und negativen Erfahrungen werde ich leider auch immer vorsichtiger. Gegen Vorsicht ist sicher nichts einzuwenden, schließlich ist es wichtig auf sich zu achten. Wenn aber die Vorsicht zur lähmenden Angst wird, dann sollte man sich überlegen ob das so gut ist.
Und genau das mach ich jetzt. Ich habe in letzter Zeit viele Projekte aufgeschoben und liegen lassen, weil ich Angst habe zu scheitern. Statt dessen sitze ich dann oft vor meinem Bildschirm und mache einfach gar nichts. Nun fragst Du Dich sicher, was hat das mit mir und meinem Hund zu tun?
Eine ganze Menge, wenn Du auch von Ängsten heimgesucht wirst. Das muss nicht zwangsläufig ein Dauerzustand sein, manchmal ist es auch nur eine Phase. Trotzdem habe ich  die Erfahrung gemacht, dass sich meine Ängste auch auf den Umgang mit Paul übertragen, obwohl sie nicht zwangsläufig etwas mit ihm zu tun haben.

Wie ich Hemmungen auf meinen Hund übertrage

Wie sich das äußert? Ich fange an zu meiden! Ich kapsle mich ab und ich kapsle vor allem meinen Hund ab, und verwehre ihm neue Erfahrungen. Das ist Mist! Das weiß ich, und zum Glück hab ich’s gemerkt.
Paul hatte mit Beginn seiner Geschlechtsreife extreme Probleme mit anderen Rüden. Das hat zwei Mal zu blutigen Beissereien geführt. Wobei Paul immer der Geschädigte war. Mit langem und stetigem Training haben wird das Problem echt gut in den griff bekommen. Mittlerweile kann Paul sogar mit einigen Rüden ausgelassen spielen.
Trotzdem, diese schlimmen Erfahrungen prägen mich bis heute. Wehalb ich mich immer wieder ertappe wie ich in möglichst abgelegene Gebiete fahre um mit Paul zu laufen. Klar, das macht auch Spaß und wir beiden entdecken viele coole Strecken. Aber manchmal schadet es auch nicht die eine oder andere Begegnung in Kauf zu nehmen und in dichter besiedelten Räumen zu laufen. Denn Paul ist nicht das Problem sondern ich. Ich bin immer wieder diejenige die total darauf fixiert ist, dass da jetzt ein anderer Hund kommt. Un wenn sich Paul dann doch mal aufregen muss (was kaum noch passiert) dann bin ich ganz allein Schuld. Denn ich bin diejenige die sich komisch verhält. Und Paul merkt das natürlich.

Die Angst ablegen und endlich etwas Neues wagen

Neulich nahmen meine Hemmungen ein jähes Ende. Der Leidensdruck war einfach zu stark und es musste sich was ändern. Ich war doch tatsächlich seit Pauls Einzug – bis auf eine wenige Male alleine – kein Fahrrad mehr gefahren. Über 4 Jahre!!! Ich kann mich noch erinnern wie zu Studienzeiten das Fahrrad mein Fortbewegungsmittel erster Wahl war.

Was war geschehen?
Ich hatte Angst!
Angst wovor?
Angst, dass was passiert!
Was?
Dass mit Paul ins Fahrrad rennt und sich weh tut.
Dass ich hinfallen könnte.
Dass Paul von einem Auto angefahren wird.
Dass ich nicht mehr so viel Einfluss auf Paul habe, wie mit beiden Beinen auf dem Boden und ihm deshalb etwas zustoßen könnte.

Sicherlich nicht alle Bedenken sind völlig aus der Luft gegriffen, aber Gefahren lauern auch wenn man nicht auf dem Fahrrad hockt. Meine Angst war keine begründete oder konkrete, sondern nur der Schiss meine Komfortzone zu verlassen und etwas Neues auszuprobieren.

Nach ganzen vier Jahren habe ich meinen inneren Schweinehund endlich überwunden. Ich habe mich aufs Fahrrad geschwungen und meinen Ängsten gestellt. Klar Paul war aufgeregt und wusste nicht so recht was er mit dem Ungetüm anfangen soll. Außerdem hatte ich die geistreiche Idee das erste mal Hundefahrrad mit meiner Filmpremiere zu verbinden was natürlich doppelt krass war.

Ist die Blockade gelöst, klappt’s auch wieder mit dem Vierbeiner

Natürlich ist Paul nicht unter die Räder gekommen und ich leben auch noch. Es war anfangs recht tückisch und wie mussten uns einspielen. Es war schon ein richtiges Mikroabenteuer das wir veranstaltet haben. Aber wir haben es geschafft. Obwohl Radfahren eine sehr banale Tätigkeit ist, war es für Paul und mich eine neue und herausfordernde Erfahrung. Die Kommunikation auf dem Rad ist eine völlig andere als zu Fuß. Ich kann nur erahnen wie sich die Kommunikation mit Hund auf einem Pferd anfühlen mag.
Uns hat es jedenfalls viel gebracht. Paul ist jetzt auch zu Fuß viel aufmerksamer und insgesamt wesentlich flotter und beschwingter Unterwegs. Aber das hat wahrscheinlich auch weniger mit dem Fahrrad als mit meiner gelösten Blockade zu tun. Es ist einfach erstaunlich wie sensibel unsere Hunde auf uns regieren.

Hast Du auch das Gefühl, dass Probleme die eigentlich nichts mit Deinem Hund zu tun haben trotzdem Eure Beziehung beeinflussen? Wie gehst Du damit um?

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